ich kann sehr wohl verstehen, dass unterschiedliche menschen – wie ja der eine mensch immer vom anderen verschieden ist – zur selben zeit verschiedenes hoffen, wünschen, wollen, ersehen, befürchten, verwerfen … nun aber muss es wohl eine form der schizophrenie oder angeborenen lebensunfähigkeit sein, wenn ein und derselbe mensch dies tut. es führt dazu, mit dem schicksal zu hadern und die götter anzuklagen, deren spielball man zu sein scheint. erst recht, wenn das eine wollen auf ein gegenüberliegendes ebensolches trifft, das zu umgreifen man sich wünscht. doch der widerspruch fesselt das selbst an eine große werbeleuchtreklame auf der in buntesten lettern erstrahlt: „was wäre wenn?“ wer diese frage in die vergangenheit setzt, bedauert das leben, das er hätte haben können – sich völlig darüber hinwegsetzend, dass die möglichkeit eines solchen lebens möglicherweise nie bestanden hat. wer sie in die zukunft setzt, bleibt ein träumer. wer sie aber in der gegenwart stellt, bleibt mitten auf der kreuzung stehen … bis ein großes etwas, das weiß, wo es hin will, ihn mit großer geschwindigkeit darniederstreckt. ja (einen bekannten detektiv zitierend), „so geht das!“ gute nacht allerseits.
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kirchenglocken
es glockt, des nachts. vier mal zur vollen stunde. man* hört es durch die nacht klingen, frau auch. so viele jahre schon. und so oft nimmt man es kaum zur kenntnis. irgendwann hat dann die stunde geschlagen. die stunde, die jetzt gerade zählt. um die letzte stunde geht es ja eher selten. aber angesichts dieser letzten zählen die stunden davor so viel mehr. wie oft muss man es läuten hören? wie oft bis man sich zu hause fühlt? wie oft bevor man geht? wird man das läuten vermissen, wenn man weg ist? oder ist es nur eine ungewohnte vorstellung? so viele jahre läuten sie schon, ein leben lang. wie lange noch? sie beginnen, die glocken der fremde zu sein … gute nacht allerseits.
*nicht vergessen: ich gehöre dem männlichen teil der bevölkerung an.